11 - Optimierung von Funktionen
Optimierung von Funktionen mit einer Variablen
Lokale und globale Extrema
Eine Funktion \(f: (a,b) \rightarrow \mathbb{R}\) besitzt im Punkt \(x_0 \in (a,b)\) ein lokales Minimum, wenn es ein \(c > 0\) gibt, sodass $$f(x_0) \leq f(x) \,\,\, \text{für alle} \,\,\, x \,\,\, \text{mit} \,\,\, |x-x_0|<c.$$ \(x_0\) ist ein globales Minimum, wenn \(f(x_0) \leq f(x)\) für alle \(x \in (a,b)\). Der Punkt \(x_0 \in (a,b)\) ist ein lokales Maximum, wenn es ein \(c > 0\) gibt, sodass $$f(x_0) \geq f(x) \,\,\, \text{für alle} \,\,\, x \,\,\, \text{mit} \,\,\, |x-x_0|<c.$$ \(f\) hat in \(x_0\) ein globales Maximum, wenn \(f(x_0) \geq f(x)\) für alle \(x \in (a,b)\).
Notwendiges Kriterium
Wenn \(x_0 \in (a,b)\) ein lokales Extremum ist, dann gilt \(f'(x_0)=0\). Ein Punkt \(x\) mit \(f'(x)=0\) heißt stationärer Punkt.
Hinreichendes Kriterium 1. Ordnung
Sei \(x_0 \in (a,b)\) ein stationärer Punkt von \(f(x)\). Wechselt das Vorzeichen von \(f'(x)\) in \(x_0\) ...
- ... von \(-\) nach \(+\), dann ist \(x_0\) ein lokales Minimum.
- ... von \(+\) nach \(-\), dann ist \(x_0\) ein lokales Maximum.
Hinreichendes Kriterium 2. Ordnung
Sei \(x_0 \in (a,b)\) ein stationärer Punkt von \(f(x)\).
- Ist \(f''(x_0) > 0\), dann ist \(x_0\) ein lokales Minimum.
- Ist \(f''(x_0) < 0\), dann ist \(x_0\) ein lokales Maximum.
Eine Funktion \(f(x)\) ist konvex auf \((a,b)\), wenn alle Verbindungsstrecken von zwei Punkten auf dem Graphen mit \(x\)-Koordinaten in \((a,b)\) oberhalt des Graphen verlaufen. Verlaufen diese immer unterhalb des Graphen, nennt man \(f(x)\) konkav.
Die Funktion \(f(x)\) sei zweimal differenzierbar. Gilt \(f''(x) > 0\) für alle \(x \in (a,b)\), dann ist \(f(x)\) in \((a,b)\) konvex. Gilt \(f''(x) < 0\) für alle \(x \in (a,b)\), dann ist \(f(x)\) in \((a,b)\) konkav.
Optimierung von Funktionen mit mehreren Variablen
Sei \(f: D \rightarrow \mathbb{R}, D \subset \mathbb{R}^n,\) eine Funktion. Ein Punkt \(\textbf{x}_0\) heißt lokales Minimum von \(f\), wenn es ein \(c > 0\) gibt, sodass \(f(\textbf{x}_0) \leq f(\textbf{x})\) für alle \(\textbf{x}\) mit \(||\textbf{x} - \textbf{x}_0|| \leq c\). Ist der Punkt \(\textbf{x}_0\) ein lokales Minimum der Funktion \(- f(\textbf{x})\), dann heißt \(\textbf{x}_0\) lokales Maximum von \(f\). In beiden Fällen wird \(\textbf{x}_0\) lokales Extremum von \(f\) genannt.
Ein Punkt \(\textbf{x} \in \mathbb{R}^n\) mit \(\text{grad} f(\textbf{x}) = \textbf{0}\) heißt stationärer Punkt.
Ein Punkt \(\textbf{x}_0 \in D\) heißt innerer Punkt der Menge \(D\), wenn ein \(c > 0\) existiert, sodass alle Punkte \(\textbf{x}\) mit \(||\textbf{x} - \textbf{x}_0|| < c\) auch in der Menge \(D\) liegen.
Notwendiges und hinreichendes Kriterium für ein Extremum
Wenn \(\textbf{x}_0 \in D\) ein innerer Punkt von \(D\) und ein lokales Extremum der Funktion \(f: D \rightarrow \mathbb{R}\) ist, dann gilt \(\text{grad}f(\textbf{x}_0) = 0\).
Eine symmetrische \((n \times n)\)-Matrix \(\textbf{A}\) heißt positiv definit, wenn \(\textbf{x}'\textbf{Ax} > 0\) für alle \(\textbf{x} \neq 0\). Gilt nur \(\textbf{x}'\textbf{Ax} \geq 0\) für alle \(\textbf{x} \neq 0\), dann nennt man \(\textbf{A}\) positiv semidefinit. Wenn \(-\textbf{A}\) positiv (semi-)definit ist, dann heißt \(\textbf{A}\) negativ (semi-)definit. Ist \(\textbf{A}\) weder positiv noch negativ definit, nennt man \(\textbf{A}\) indefinit.
- Eine \((n \times n)\)-Matrix \(\textbf{A}\) ist genau dann positiv definit, wenn alle Determinanten \(\text{det}(\textbf{A}_i)\) der Teilmatrizen \(\textbf{A}_i\), die aus den ersten \(i\) Zeilen und Spalten bestehen, positiv sind.
- Eine \((2 \times 2)\)-Matrix \(\textbf{A} = \left(\begin{array}{cc} a & b \\ c & d \end{array}\right)\) ist insbesondere genau dann positiv definit, wenn \(a > 0\) und \(\text{det}(\textbf{A}) = ad - bc > 0\) gilt.
Sei \(f: D \rightarrow \mathbb{R}\) zweimal stetig differenzierbar und \(\textbf{x}_0\) ein stationärer Punkt, der innerer Punkt von \(D\) ist. Dann gilt:
- \(\textbf{x}_0\) ist ein lokales Minimum, wenn \(\textbf{H}_f(\textbf{x}_0)\) positiv definit ist.
- \(\textbf{x}_0\) ist ein lokales Maximum, wenn \(\textbf{H}_f(\textbf{x}_0)\) negativ definit ist. (Man prüfe die negative Matrix \(-\textbf{H}_f(\textbf{x}_0)\) auf positive Definitheit.)
- \(\textbf{x}_0\) ist ein Sattelpunkt, wenn \(\textbf{H}_f(\textbf{x}_0)\) indefinit ist.
Optimierung unter Nebenbedingungen
In einem restringierten Optimierungsproblem sollen die Extrema einer Funktion \(f: D \rightarrow \mathbb{R}, D \subset \mathbb{R}^n\), unter den \(m\) Nebenbedingungen $$g_1(\textbf{x}) = 0, g_2(\textbf{x}) = 0, \ldots, g_m(\textbf{x}) = 0$$ gefunden werden.
Seien die Funktionen \(f, g_1,\ldots,g_m: D \rightarrow \mathbb{R}\) stetig differenzierbar und \(\textbf{x}_0\) ein lokales Extremum von \(f(\textbf{x})\) unter den Nebenbedingungen \(g_i(\textbf{x}) = 0\), \(i = 1,\ldots,m\). Weiter habe die \((m \times n)\)-Jakobi-Matrix $$g'(\textbf{x}_0) = \left(\begin{array}{ccc} \frac{\partial g_1(\textbf{x}_0)}{\partial x_1} & \cdots & \frac{\partial g_1(\textbf{x}_0)}{\partial x_n}\\ \vdots & & \vdots \\ \frac{\partial g_m(\textbf{x}_0)}{\partial x_1} & \cdots & \frac{\partial g_m(\textbf{x}_0)}{\partial x_n}\end{array}\right)$$ der partiellen Ableitungen der \(g_i\) nach \(x_1,\ldots,x_n\) vollen Rang \(m\). Dann existieren eindeutige Zahlen \(\lambda_1,\ldots,\lambda_m \in \mathbb{R}\), sodass für die Funktion \(F: D \rightarrow \mathbb{R}\), $$F(\textbf{x},\lambda_1,\ldots,\lambda_m) = f(\textbf{x}) + \sum_{i=1}^m \, \lambda_i g_i(\textbf{x})$$ gilt, dass $$\text{grad}F(\textbf{x}_0,\lambda_1,\ldots,\lambda_m) = \text{grad} f(\textbf{x}_0) + \sum_{i=1}^m \, \lambda_i\text{grad} g_i(\textbf{x}_0) = \textbf{0}.$$ Die Funktion \(F\) heißt Lagrange-Funktion und die \(\lambda_i\) Lagrange-Multiplikatoren.