02 - Funktionen

Funktionen

Eine Funktion $$ f: D \rightarrow W $$ ordnet jedem Element \(x \in D\) eine Zahl \(y=f(x)\)  zu. Die Menge \(D\subset\mathbb{R}\) heißt Definitionsbereich, die Menge \(W=\{f(x)|x\in D\}\subset\mathbb{R}\) heißt Wertebereich.

Wenn $$f: D \rightarrow W \,\,\,\,\,\,\text{und}\,\,\,\,\,\, g: E \rightarrow V$$ Funktionen mit \(W \subset E\) sind, dann ist die Funktion \(y=g(f(x))\) für alle \(x \in D\) definiert und heißt Komposition oder Verkettung von \(f\) und \(g\).

Eine Funktion $$ f: D \rightarrow W $$ heißt umkehrbar, wenn es zu jedem \(y \in W\) genau ein \(x \in D\) mit \(y=f(x)\) gibt. Die Umkehrfunktion \(f^{-1}: W \rightarrow D\) wird dann durch \(f^{-1}(y)=x\) definiert.

  • Es gilt \(f(f^{-1}(y))=y\) und \(f^{-1}(f(x))=x.\)
  • Jede streng monotone Funktion ist umkehrbar.

Polynome und Potenzfunktionen

Eine Funktion \(p:\mathbb{R}\rightarrow\mathbb{R}\) mit $$p(x)=a_0+a_1 \cdot x+a_2\cdot x^2+\ldots+a_n\cdot x^n$$ heißt Polynom vom Grad \(n\) oder ganz-rationale Funktion.

  • \(a_1,\ldots,a_n\in\mathbb{R}\) heißen Koeffizienten.
  • Zwei Polynome sind gleich, wenn ihre Koeffizienten gleich sind.
  • Wenn \(x_1\) eine Nullstelle eines Polynoms \(f(x)\) ist, dann gilt \(f(x)=(x-x_1)g(x)\) für ein Polynom \(g(x)\) vom Grad \(n-1\).

Gebrochen-rationale Funktionen

Sind \(p(x)\) und \(q(x)\) zwei Polynome, wobei \(q(x)\) keine Nullstellen in der Menge \(D\) hat, dann ist die Funktion $$f(x)=\frac{p(x)}{q(x)}, \,\,\, x\in D,$$ wohldefiniert und wird gebrochen-rationale Funktion genannt. Die Nullstellen des Polynoms \(q(x)\) sind dann Polstellen (senkrechte Asymptoten) der Funktion \(f(x)\).

Wurzelfunktion

Für \(x\in[0,\infty)\) und \(n\in\mathbb{N}\) ist die Funktion \(f(x)=x^n\) streng monoton steigend und daher umkehrbar. Die Umkehrfunktion \(f^{-1}(y)=\sqrt[n]{y}\) heißt \(n\)-te Wurzelfunktion und ist die eindeutige Lösung der Gleichung \(y=x^n\) auf dem Wertebereich \([0,\infty)\).

Potenzfunktion

Für \(a\neq0\) heißt die Funktion \(f(x)=x^a\) Potenzfunktion. Der maximale Definitionsbereich ist \([0,\infty)\) für \(a>0\), und \((0,\infty)\) für \(a<0\).

Exponentialfunktion

Für \(b>0\) und \(x\in\mathbb{R}\) heißt die durch $$f(x)=b^x$$ gegebene Funktion allgemeine Exponentialfunktion zur Basis \(b\).

Exponentialfunktion und Logarithmus

Durch \(e\approx2.718282\) erhält man die streng monoton wachsende Exponentialfunktion \(f(x)=e^x\) mit Wertebereich \((0,\infty)\). Die Umkehrfunktion \(y=\ln(x)\) heißt natürlicher Logarithmus und hat \((0,\infty)\) als Definitionsbereich.

Beziehungen zwischen (allgemeiner) Exponentialfunktion und Logarithmus

  • Es gilt \(y=e^x \Leftrightarrow x=\ln(y)\).
  • Für \(b>0\) und \(x\in\mathbb{R}\) gilt $$b^x=e^{x\cdot \ln(b)}.$$
  • Für \(y>0\) und \(b\neq1\) ist die Umkehrfunktion von \(y=b^x\) daher \(x=\log_b(y)=\frac{\ln(y)}{\ln(b)}\).

Rechenregeln für die Exponentialfunktion

  • \(e^0=1\), \(e^x>1\) für \(x>0\), \(0<e^x<1\) für \(x<0\).
  • \(e^{-x}=1/e^x\).
  • \(e^{x+y}=e^x\cdot e^y\), \(e^{x-y}=e^x/e^y\).
  • \((e^x)^y=e^{x\cdot y}\).

Rechenregeln für den Logarithmus

  • \(\ln(1)=0\).
  • \(\ln(x\cdot y)=\ln(x)+\ln(y)\), \(\ln(x/y)=\ln(x)-\ln(y)\).
  • \(\ln(x^y)=y\ln(x)\) für \(x>0\) und \(y\in\mathbb{R}\).

Sinus und Kosinus

Der Einheitskreis im \(\mathbb{R}^2\) ist der Kreis mit Radius 1 und Mittelpunkt \((0,0)\). Zu jeder Zahl \(t\in[0,2\pi]\) gibt es einen Punkt \((x,y)\) auf dem Einheitskreis, sodass die Länge der Kreislinie zwischen dem Punkt \((1,0)\) und dem Punkt \((x,y)\) - gegen den Uhrzeigersinn laufend - genau \(t\) beträgt. Die Koordinaten werden mit \(x=\sin(t)\) und \(y=\cos(t)\) bezeichnet. Dadurch werden für \(x\in[0,2\pi]\) zwei Funktionen \(\sin(x)\) und \(\cos(x)\) definiert, die Sinus und Kosinus heißen.

Eigenschaften von Sinus und Kosinus

  • Sinus und Kosinus sind \(2\pi\)-periodisch: \(\sin(x)=\sin(x+2\pi)\), \(\cos(x)=\cos(x+2\pi)\).
  • \(\sin(x+\pi)=-\sin(x)\), \(\cos(x+\pi)=-\cos(x)\).
  • Nullstellen Sinus: \( \sin(x) = 0 \) für Vielfache von \( \pi \), d.h.  \( x = k \pi \), mit \( k \in \mathbb{Z} \).
  • Nullstellen Kosinus: \( \cos(x) = 0 \) für \( x = k \pi + \pi/2 \) für \( k \in \mathbb{Z} \).
  • Sinus ist ungerade: \(\sin(x)=-\sin(-x)\), Kosinus ist gerade: \(\cos(x)=\cos(-x)\).
  • Satz des Pythagoras: \((\sin(x))^2+(\cos(x))^2=1\).
  • \(|\sin(x)|\leq1\), \(|\cos(x)|\leq1\).
  • Halber Winkel: \((\sin(x))^2=\frac{1}{2}(1-\cos(2x))\), \((\cos(x))^2=\frac{1}{2}(1+\cos(2x))\).

Additionstheoreme

  • \(\cos(x+y)=\cos(x)\cos(y)-\sin(x)\sin(y)\).
  • \(\cos(x-y)=\cos(x)\cos(y)+\sin(x)\sin(y)\).
  • \(\sin(x+y)=\sin(x)\cos(y)+\cos(x)\sin(y)\).
  • \(\sin(x-y)=\sin(x)\cos(y)-\cos(x)\sin(y)\).

Sonstige Funktionen

Die Indikatorfunktion oder charakteristische Funktion \(\mathbb{1}_I\) einer Menge \(I\) ist gegeben durch $$\mathbb{1}_I=\mathbb{1}(x\in I)=\left\{ \begin{aligned}1 \,,  x\in I \\ 0 \,,  x\notin I\end{aligned} \right.\,.$$

Konvergenz von Funktionen

Eine Funktion \(f:D\rightarrow\mathbb{R}\) hat in einem Punkt \(a\in\mathbb{R}\) den Grenzwert \(c\), wenn für jede Folge \((x_n)_n\) mit \(x_n\in D\) für alle \(n\) und \(\lim_{n\rightarrow\infty}x_n=a\) gilt, dass \(\lim_{n\rightarrow\infty}f(x_n)=c\). Man sagt dann, dass die Funktion \(f\) für \(x\rightarrow a\) gegen \(c\) konvergiert und schreibt $$\lim_{x\rightarrow a}\,f(x)=c.$$

Einseitiger Grenzwert

\(c\) heißt linksseitiger Grenzwert im Punkt \(a\), wenn für alle Folgen \((x_n)_n\) mit \(x_n\in D\) und \(\color{red}{x_n\leq a}\) für alle \(n\) sowie \(\lim_{n\rightarrow\infty}x_n=a\) gilt, dass \(\lim_{n\rightarrow\infty}f(x_n)=c\). Notation: $$f(a-)=\lim_{x\uparrow a}\,f(x)=c.$$ \(c\) heißt rechtsseitiger Grenzwert im Punkt \(a\), wenn für alle Folgen \((x_n)_n\) mit \(x_n\in D\) und \(\color{red}{x_n\geq a}\) für alle \(n\) sowie \(\lim_{n\rightarrow\infty}x_n=a\) gilt, dass \(\lim_{n\rightarrow\infty}f(x_n)=c\). Notation: $$f(a+)=\lim_{x\downarrow a}\,f(x)=c.$$ \(\pm\infty\) ist als Grenzwert jeweils zugelassen.

Sind \(f(a-)\) und \(f(a+)\) endlich mit \(f(a-)\neq f(a+)\), dann hat \(f(x)\) in \(a\) einen Sprung der Höhe \(f(a+)-f(a-)\).

Stetigkeit von Funktionen


Eine Funktion \(f:D\rightarrow\mathbb{R}\) heißt stetig im Punkt \(x\in D\), wenn für alle Folgen \((x_n)_n\) mit \(x_n\rightarrow x\), \(n\rightarrow\infty\), gilt, dass \(f(x_n)\rightarrow f(x)\), \(n\rightarrow\infty\). \(f(x)\) heißt stetig, wenn \(f\) in allen Punkten \(x\in D\) stetig ist.

Eigenschaften

  • Eine Funktion \(f\) ist genau dann stetig in \(x\), wenn \(f(x-)=f(x+)=f(x)\).
  • Seien \(f(x)\) und \(g(x)\) stetige Funktionen. Dann sind \(f(x)\pm g(x)\), \(f(x)\cdot g(x)\) und \(f(x)/g(x)\) für \(g(x)\neq0\) stetig. Wenn \(f(g(x))\) definiert ist, dann ist auch \(f(g(x))\) stetig.
  • Alle Polynome und gebrochen-rationalen Funktionen sind stetig.
  • \(e^x\) und \(\ln(x)\) sowie \(|x|\) sind stetig.

Potenzreihen

Seien \(x\in\mathbb{R}\) und \(a_k\in\mathbb{R}\), \(k\in\mathbb{N}_0\). Dann heißt $$f(x)=\sum_{k=0}^\infty \,a_k(x-x_0)^k$$ formale Potenzreihe mit Entwicklungspunkt \(x_0\).

  • \(f(x)\) konvergiert nur für \(x=0\), auf einem ganzen Intervall \(I\subset\mathbb{R}\) oder auf ganz \(\mathbb{R}\).
  • Wenn es eine Zahl \(R>0\) gibt, sodass \(f(x)\) für alle \(|x-x_0|<R\) absolut konvergiert und für \(|x-x_0|>R\) divergiert, dann heißt \(R\) Konvergenzradius, und es gilt $$R=\lim_{n\rightarrow\infty}\frac{a_n}{a_{n+1}}.$$